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Datum: 21.12.2023

Leben bewahren: Oberhavel baut den Rettungsdienst aus

Kreistag beschließt neuen Rettungsdienstbereichsplan / Im Ballungsgebiet im Süden entsteht eine weitere Wache / In Fürstenberg wird neu gebaut

Rettungsdienstbereichsplan

© Landkreis Oberhavel


Bei einem medizinischen Notfall muss die rettende Hilfe innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort sein – das gilt für jeden an einer öffentlichen Straße gelegenen Einsatzort in 95 Prozent aller Fälle eines Jahres. Um diese lebenswichtige Hilfsfrist zu gewährleisten, wird der Rettungsdienstbereichsplan des Landkreises Oberhavel regelmäßig angepasst. Die neue Fassung hat der Kreistag am Mittwoch, 20.12.2023, einstimmig beschlossen und damit den Weg für den Neubau und den Ausbau von Rettungswachen unter anderem in Fürstenberg und im Raum Oranienburg/Velten in den kommenden zehn Jahren freigemacht.

Der Landkreis Oberhavel betreibt elf Rettungswachen mit 20 Rettungsfahrzeugen und zusätzlich drei Krankentransportwagen (in Oranienburg, Gransee und Hennigsdorf). 35.719 Einsätze, davon 80 Prozent in der Notfallrettung, wurden im Jahr 2022 dokumentiert – ein Anstieg um 17,5 Prozent im Vergleich zu den Einsatzzahlen 2015.

Im Durchschnitt war der Rettungsdienst 2022 innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort. Auf das gesamte Jahr gerechnet wurde die Hilfsfrist in knapp 88 Prozent aller Notfälle erreicht – auch wenn sie nur leicht, häufig um eine Minute verfehlt wurde. Dass Oberhavel die Hilfsfrist aktuell nicht in den vorgegebenen 95 Prozent der Einsätze einhalten kann, liegt vor allem daran, dass im Süden des Landkreises mehr Menschen leben als im Norden. Die vier Rettungswachen in Hennigsdorf, Oranienburg, Germendorf und Schönfließ waren zuletzt an mehr als 73 Prozent aller Einsatze in Oberhavel beteiligt. Im besonders dicht besiedelten Einzugsgebiet dieser Wachen befinden sich mehr als die Hälfte der Einsatzorte, die der Rettungsdienst nicht innerhalb von 15 Minuten erreichen konnte. Grund war häufig, dass er in anderen Einsätzen gebunden war. Auch hohes Verkehrsaufkommen spielte eine Rolle, wenn die Hilfsfrist nicht erreicht wurde. Im Süden Oberhavels soll deshalb in den nächsten Jahren eine neue Wache entstehen.

Der Landkreis verlegt die Rettungswache von Staffelde in das Gebiet Oranienburg-Süd/Velten, und zwar möglichst nah an die Zufahrt zur A10, um langfristig in ganz Oberhavel die Hilfsfrist zu gewährleisten und das Personal in den Rettungswachen im Süden zu entlasten. Ein zweiter Rettungswagen (RTW) wird 24 Stunden täglich abrufbereit sein. Der Landkreis folgt damit einem externen Gutachten, in dem die „rettungsdienstliche Versorgungssituation“ untersucht wurde. Am geplanten neuen Standort Oranienburg-Süd/Velten soll ein RTW aus der Wache Oranienburg stationiert werden.

Die Wache in Staffelde war als Übergangslösung eingerichtet worden, für die Zeit des Ausbaus der A10 und der A24. Inzwischen sind die Einsatzzahlen stark gesunken. Der Zustand des Gebäudes ist nicht mehr zeitgemäß und ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich, was weitere Argumente für die Verschiebung der Wache nach Oranienburg-Süd sind.

Künftig wird der Rettungsdienst aus Kremmen zu Einsätzen im Einzugsgebiet der Staffelder Wache fahren.

„Mit der Verschiebung der Rettungswache reagieren wir auf die gestiegenen Einwohnerzahlen, die damit verbundenen höheren Einsatzzahlen im Süden und die gesunkene Zahl im Staffelder Einzugsgebiet“, sagt Katja Hermann, Dezernentin für Service, Mobilität und Sicherheit, und macht gleichzeitig deutlich: „Es ist immens wichtig, die Rettungswachen und die Ausstattung, also das Arbeitsumfeld der Rettungskräfte, ständig zu überprüfen und zu verbessern. Denn gute Bedingungen sind wir auch den Sanitätern und Notfallrettern, die sich täglich dem Leben und der Gesundheit der Menschen hier in Oberhavel verpflichtet fühlen, schuldig.“ Deshalb modernisiert der Landkreis regelmäßig den Fuhrpark und die Standorte des Rettungsdienstes.

Auch in Fürstenberg errichtet der Landkreis langfristig eine komplett neue Wache, weil das derzeitige Gebäude sanierungsbedürftig und ein nötiger Ausbau aus Platzgründen nicht möglich ist.

Die Rettungswache Dannenwalde ist baulich ebenfalls in schlechtem Zustand, bestätigt der externe Gutachter. Außerdem ist das Gebäude nicht im Eigentum des Landkreises. Die Wache wird mittelfristig in den Bereich Ribbeck/Zabelsdorf verlegt. Von dort aus können Notfälle schneller erreicht und die Wachen in Zehdenick sowie Gransee entlastet werden.

Die Rettungswachen in Gransee und Zehdenick werden zudem saniert und vergrößert. Unter anderem, weil die Rettungsdienstfahrzeuge mit modernen Aufbauten ausgeliefert werden, reicht die Kapazität dieser Wachen nicht mehr aus.

An den Rettungswachen Gransee und Kremmen wird zudem kurzfristig montags bis sonntags ein weiterer Rettungswagen stationiert. Das Fahrzeug stärkt die Einsatzfähigkeit zwischen 07.00 bis 19.00 Uhr. Außerdem entlasten neue Stellplätze die bereits hoch ausgelasteten Rettungswachen in Hennigsdorf und Oranienburg.

2024 startet bereits der Neubau der Rettungswache Schönfließ. Der Neubau war forciert worden, weil das ursprüngliche, 20 Jahre alte Gebäude zu klein geworden ist. In den vergangenen Jahren hatte der Kreis bereits die Rettungswache in Hennigsdorf komplett neu errichtet.