Unfallgefahren vermeiden: Trautes Heim jetzt zur dunklen Jahreszeit kindersicher machen
Jedes vierte Kind in Oberhavel hat bis zur Einschulung einen oder mehrere Unfälle
Die Herbstferien stehen vor der Tür und die Meteorologen sagen einen Temperatursturz voraus. Wenn es morgens später hell und abends früher dunkel wird, halten sich viele Eltern mit ihren Kindern bei ungemütlichem Wetter wieder vermehrt in Haus und Wohnung auf. „Die meisten Unfälle bis zum Schulalter passieren in der häuslichen Umgebung, daher gilt es, das traute Heim kindersicher zu gestalten“, sagt Oberhavels Gesundheitsdezernent Matthias Kahl. Auch der diesjährige bundesweite Kindersicherheitstag im Juni fand unter dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst...“ statt und stellte Kinderunfallgefahren zu Hause in den Mittelpunkt.
Die Einschulungsdaten des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes des Landkreises Oberhavel aus dem Jahr 2017 bestätigen dies. Nach Angaben der bei der Schuleignungsuntersuchung befragten Eltern hatte fast jedes vierte Kind (24,3 Prozent) bis zum Zeitpunkt der Befragung einen oder mehrere Unfälle. Mehr als die Hälfte (48,7 Prozent) der Unfälle passierte zu Hause. Das ist ein Zuwachs von 3,5 Prozent gegenüber der Elternbefragungen aus dem Jahr 2016. „Eltern sollten generell wachsam sein, da Kinder ihre Umwelt – etwa durch ihre Körpergröße – ganz anders wahrnehmen als Erwachsene“, so Kahl.
Denn: Kleine Kinder kennen noch keine Gefahr. Sie können noch nicht unterscheiden, ob etwas gefährlich oder harmlos ist. Erst ab etwa vier Jahren kann ein Kind durch eigene Erfahrungen, durch Ausprobieren und durch aufklärende Hinweise der Eltern zunehmend ein Bewusstsein für Gefahren entwickeln. Oft werden Kinder von ihren Eltern aber auch überschätzt, weiß Oberhavels Amtsarzt Christian Schulze zu berichten: „Selbst wenn Kinder schon wissen, dass bestimmte Dinge und Situationen gefährlich sind, heißt dies nicht, dass sie ihr Wissen auch anwenden und umsetzen können. Obwohl sie einfache Verhaltensregeln im Verkehr schon genau kennen, lassen sie sich selbst mit acht, neun Jahren immer noch leicht ablenken. Sie reagieren oft impulsiv und unüberlegt, wenn etwas Interessantes ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht“, erläutert Schulze.
Auch ohne das Kind in Watte zu packen, können die meisten Unfälle verhindert werden. Eltern sollten hin und wieder einmal den Blickwinkel ihres Kindes einnehmen und die Wohnungseinrichtung kritisch prüfen. Beim gemeinsamen Spielen oder Krabbeln auf dem Boden merken Eltern, was ein Kind zum Anfassen, Hineingreifen oder Herunterziehen reizen könnte. „Mit wenigen Sicherheitsvorkehrungen lassen sich viele Gefahrenpunkte wirkungsvoll entschärfen. Sicherheitsartikel wie Fenster- und Steckdosensicherungen oder Herdschutzgitter sollten altersgerecht eingesetzt sein. Wenn in der kalten Jahreszeit Kerzen oder offenes Feuer entzündet werden, dürfen Kinder nie ohne Aufsicht sein“, weiß Christian Schulze.
Dennoch sollen Kinder sich auch ausprobieren dürfen. Jedes eigenständige Tun stärkt das Selbstgefühl und gibt einem Kind Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. „Das Kind macht hierbei wertvolle Erfahrungen, lernt jeweils Ursache und Wirkung kennen, auch wenn es dabei zuweilen eine Beule gibt oder etwas zu Bruch geht“, sagt Schulze.
Kinder- und Hausarztpraxen widmen sich im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen der Verhütung von Kinderunfällen. Auch das Netzwerk Gesunde Kinder Oberhavel hat die Unfallprävention zu seinem Thema gemacht. Ehrenamtliche Paten begleiten Familien mit Kindern bis zu drei Jahren. Sie stellen eine Checkliste für eine kindersichere Wohnung mit Tipps für jeden Raum zur Verfügung und beraten Eltern individuell zur häuslichen Unfallprävention.
Der Fachdienst Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Landkreises Oberhavel hat die Familienpaten zum Thema Unfallschutz geschult. Vielfältiges Informationsmaterial wie Flyer oder Checklisten stellt der Fachdienst zur Verfügung. Informationen hierzu finden sind zu finden unter:
www.oberhavel.de/Bürgerservice/Gesundheit/Kinder-und-Jugendgesundheitsdienst
Daten der Einschulungsuntersuchungen: Angaben der Eltern zur Unfallhäufigkeit
|
Anzahl |
Prozent |
untersuchte Einschüler |
2102 |
|
davon Angaben zu Unfällen |
2057 |
97,8 |
ein oder mehrere Unfälle |
501 |
24,3 |
Unfallort zu Hause |
244 |
48,7 |
in der Kita |
132 |
26,3 |
auf der Straße |
16 |
3,2 |
an einem anderen Ort |
135 |
26,9 |
Einschulungsdaten 2017
|
Anzahl |
Prozent |
untersuchte Einschüler |
2246 |
|
davon Angaben zu Unfällen |
2202 |
97,8 |
ein oder mehrere Unfälle |
516 |
23,4 |
Unfallort zu Hause |
233 |
45,2 |
in der Kita |
133 |
25,8 |
auf der Straße |
15 |
2,9 |
an einem anderen Ort |
142 |
27,5 |
Einschulungsdaten 2016